Die schönste Insel Griechenlands: Santorin mit Baby und Kleinkind
Bei der Wahl unserer Reiseziele bin ich ziemlich stur. Vor allem sehe ich es partout nicht ein, nur noch die gängigen als „familienfreundlich“ oder „kindergeeignet“ bekannten Urlaubsregionen anzusteuern.
Griechenland gehört natürlich definitiv in diese Kategorie, aber ausgerechnet Santorin?
„Da gibts doch gar keine tollen Strände. „Alles steil und voller Treppen, da kommt ihr mit Buggy gar nicht klar.“ „Das ist doch ne Schicki-Insel, was wollt ihr da mit kleinen Kindern?“
Ganz einfach: Ich wollte unbedingt diesen sagenumwobenen, halb erloschenen, halb versunkenen Vulkankrater sehen, den viele für die schönste griechische Insel überhaupt halten. Die Fotos, die ich von den dramatischen Steilküsten Santorins gesehen hatte, schienen diese Meinung zu bestätigen.
Und wenn schon die Topographie der Insel klar gegen einen Urlaub auf Santorin mit Baby und Buggy sprach, so gab es doch bereits ein schlagendes Argument dafür: Die Condor fliegt einmal wöchentlich von Stuttgart aus direkt dorthin (Mai-Oktober). Außerdem darf man dort auch im Oktober noch mit Badewetter rechnen, da die Insel zu den südlichsten der Kykladen gehört. Zudem ist Santorin so klein (maximale Ausdehnung 17km), dass man selbst mit kleinen „Bremsklötzen“ im Gepäck in einer Woche bequem alles sehen kann – ohne irgendeine lange Autofahrt.
Soweit der Plan. Eine befreundete Familie ließ sich von unserer Begeisterung anstecken, und so erschienen wir optimistisch mit zwei großen Kinderwägen, zwei kleinen Babys und zwei quirligen Dreijährigen am Flughafen. Ein paar Stunden später aalten wir uns schon bei 26 Grad am (herrlich leeren) schwarzen Vulkanstrand von Kamari. Es war der 15.Oktober, ganz offensichtlich die perfekte Reisezeit für einen Urlaub auf Santorin.
Unseren Urlaub an der flachen Ostküste mit ihren Sandstränden zu verbringen, war eine gute Idee in Anbetracht unserer kleinen Begleiter. Die lange Uferpromenade von Kamari eignete sich perfekt, um müde Babys im Kinderwagen in den Schlaf zu fahren. Zudem sind auf dieser Seite der Insel die Unterkünfte günstiger als an der von atemberaubenden Luxushotels geprägten Westküste (Wenn die Kinder aus dem Haus sind, ach ja…).
Wer jene sagenhafte Küste nicht besucht, kann aber genauso gut auf irgendeine andere griechische Insel fahren. Denn die dramatische Steilküste Santorins (der Rest eines halb im Meer versunkenen gigantischen Vulkankraters) ist es, die die Insel zur schönsten unter all ihren schönen Inselschwestern macht. Man muss mit eigenen Augen gesehen haben, wie sich die weißen Häuschen übereinandergestapelt in die Abhänge krallen, hoch über dem gleißend blauen Meer. Wer von der atemberaubenden Höhe des Kraterrandes hinabschaut, auf den wirken selbst die gigantischen Kreuzfahrtschiffe wie vergessene Spielzeuge in einer riesigen Badewanne.
Und ja, man kommt an diese Aussichtspunkte auch mit Kinderwagen! Und ja, sie sind meistens kindersicher! Juhu! Unsere Erleichterung war ebenso groß wie unsere Begeisterung, als wir nach einer kurzen Busfahrt (ja, auch das geht problemlos mit Kinderwagen) im Hauptort Fira unseren ersten Blick auf die weltberühmte Caldera taten. Selbst unsere Dreijährigen schienen beeindruckt von der Weite, die sich da auftat: „Mama, was passiert, wenn ich da runterfalle? Mama, wie kommen die Schiffe jetzt hier rauf?“
Zumindest letztere Frage wurde bald anschaulich beantwortet. Zwar nicht die Schiffe selbst, aber zumindest ihre Passagiere können in einer abenteuerlichen kleinen Seilbahn die Felsen hochschaukeln. Natürlich ein Highlight für Kinder! (Alternativ lässt sich die Strecke auch per Maultier zurücklegen, eher etwas für ältere Kinder, nicht gerade bequem und nicht unbedingt tierfreundlich.)
Ansonsten sollte man einen Bummel durch Fira mit Kleinkindern nicht in die Hochsaison legen! Selbst im Oktober war es dort noch relativ rummelig, und ich wage kaum mir vorzustellen, durch welche Massen man sich im Sommer zwängen muss.
Das Gleiche gilt noch mehr für das noch schönere Oia an der Nordostspitze. Wenn sich die Ausblicke von Fira noch toppen lassen, dann hier, besonders zum Sonnenuntergang. Dann wälzt sich allerdings auch die entsprechende Anzahl an Touristen durch die ebenso malerischen wie engen Gassen, und wir mit unseren Kinderwägen und Kleinkindern zwischendrin! Doch wer ein bisschen durchhält und nicht gleich ins erstbeste Touri-Lokal stürmt, wird belohnt. Es dauerte gar nicht lange, da fanden wir eine fantastische Dachterrasse mit einer der schönsten Aussichten, die ich in meinem Leben genossen hatte. Dazu unendlich viel Platz zum Spielen und nicht ein anderer Gast! Das wurde eines der schönsten und entspanntesten Abendessen, die wir je auf Reisen mit unseren Kindern erlebt haben.
Ein dritter dramatisch gelegener Ort ist das todschicke Imerovigli an der steilsten Stelle des Kraterrandes, geprägt von Luxustourismus und Cafés, deren Ausblicke jeder Beschreibung spotten. Hier besteht erhöhtes Frustpotenzial für Eltern: Wer sich bisher noch nie verzweifelt nach kinderlosen Cappuccino-Sessions in schönen Cafés zurückgesehnt hat, der wird es hier garantiert tun. Zudem besteht dieses entzückende Städtchen größtenteils aus einem Labyrinth aus Stufen und engen Gässchen. Für lauffreudige Kinder ein Abenteuerspielplatz voller Entdeckerfreuden, aber ein definitives NO-GO mit Kinderwagen! Imerovigli ist der einzige Ort auf Santorin, für den ihr definitiv eine Tragehilfe braucht. Und um ihn auszulassen, ist er einfach zu unwirklich schön.
Für Kinder und Eltern interessant sind zudem der kleine Ort Vourvoulos mit seinen (teils heute noch bewohnten) Höhlenhäusern und das labyrinthartige Festungsdorf Pyrgos in der Inselmitte (Ja, es gibt einen Weg mit Kinderwagen zur Burg auf der Spitze, und es macht riesig Spaß ihn zu suchen, versprochen!).
Da wir mit Babys unterwegs waren, verzichteten wir auf Bootsfahrten. Doch wir trafen Familien mit älteren Kindern, die begeistert von ihren Ausflügen mit dem „Badeboot“ von Kamari zum Red Beach und White Beach berichteten. Spannend ist sicherlich auch eine halbtägige Caldera-Kreuzfahrt, die in allen Touristenorten angeboten wird. Dabei ist allerdings ein anstrengender Aufstieg durch Lavabrocken zum Krater der kleinen Vulkaninsel Nea Kameni zu bewältigen, weshalb Kinder schon sehr gut zu Fuß sein sollten.
Eine kinderfreundliche Unterkunft auf Santorin zu finden ist ein Kinderspiel, idealerweise in den Badeorten Kamari oder Perissa. Dass Kinder in Griechenland überall willkommen sind, versteht sich von selbst.
Fazit: Santorin mit Baby und Kleinkind geht problemlos. Man sollte allerdings die Babytrage nicht vergessen! Wir waren definitiv nicht zum letzten Mal auf dieser atemberaubenden Insel, die weltweit ihresgleichen sucht. Wir kommen wieder, wenn unsere Kinder in der Schule sind, denn Santorin ist einfach das perfekte Ziel für die Herbstferien.