Oaxaca und Puebla: Bekannte Schönheiten und unbekannte Naturwunder
Wir hatten ja gedacht, dass es nicht noch schlimmer kommen könnte
und ich nicht noch einen Beitrag mit Gruselgeschichten über Straßenverhältnisse beginnen müsste. Aber die Fahrt vom Pazifik durch die Sierra Madre hoch nach Oaxaca übertraf wirklich alles! Dass auf der Strecke nur Kleinbusse fahren, hätte uns stutzig machen sollen, ist doch sonst wirklich jede mexikanische Kleinstadt mit höchst komfortablen Reisebussen zu erreichen.
Schon 10 Minuten nach Abfahrt wurde der Grund klar: Diese Straße bestand NUR aus Kurven, und das sechs Stunden lang! Nie in meinem Leben bin ich eine derart lange Strecke gefahren ohne den kleinsten geraden Abschnitt. Und wieder mal erwiesen sich unsere Kinder als die besseren Globetrotter: Während sich 12 Erwachsene im Kleinbus mit verkrampften Pobacken fest an ihre Sitze krallten und stur geradeaus starrten, führten sich zwei kleine deutsche Mädchen vergnügt eine „Jim Knopf“-Folge nach der nächsten zu Gemüte. Ein Segen für reisefreudige Eltern, wenn die Kinder nicht zu Reiseübelkeit neigen!
Lohn der Mühen war dann die schönste Stadt, die wir bisher in diesem schönen Land kennenlernen durften: Oaxaca, die koloniale Perle mit dem schrägen Namen (ausgesprochen ungefähr“Uahacka“oder von unseren Kindern“OAH!Kacka!“), die schickere Version von San Cristobal. Bezaubernde Patios hinter knallbunten Kolonialfassaden, prächtige Kirchen und Plätze und in jedem zweiten Haus ein Restaurant oder eine Kunstgalerie: ein Ort zum Bummeln und Schlemmen. Für seine kulinarischen Genüsse ist Oaxaca berühmt. Dazu gehören neben den verbreiteten, verführerischen Schokoladenläden und Creperias allerdings auch so exotische Spezialitäten wie getrocknete Heuschrecken, die einem an jeder Ecke offeriert werden.
Neben der Architektur und dem riesigen gastronomischen Angebot hat es uns in Oaxaca das lebensfrohe, entspannte Straßenleben auf den vielen Fußgängerzonen und schönen Plätzen der Stadt angetan. Bis spät in die Nacht hinein wird gebummelt, gefeiert und gegessen. Überall spielt Musik, Straßenkünstler an jeder Ecke, an zahllosen Essensständen brutzelt und duftet es köstlich, vielleicht kommt eine fröhliche Hochzeitsparade mit riesigen Pinatas um die Ecke, der alle Kinder lachend hinterherlaufen…
Die Horrorgeschichten über die Kriminalität und angebliche Gefährlichkeit Mexikos kommen mir mehr und mehr wie ein geschmackloser Witz vor, je länger wir dieses freundliche, unkomplizierte Land bereisen.
Auch die Umgebung von Oaxaca bietet Spektakuläres. Wir besuchten die berühmte Ruinenstadt Monte Alban, die von den Zapoteken kühn auf einem abgetragenen Bergrücken errichtet wurde, eine Art Machu Picchu Mexikos. Dann wagten wir uns wieder für einen Tag an einen Mietwagen heran, um zum „versteinerten Wasserfall“ Hierve El Agua hoch in der Sierra Madre zu gelangen. Dort sprudeln heiße Quellen aus der Erde und bilden warme Badepools und abenteuerliche Sinterterrassen, die unsere Kinder faszinierten.
Doch auf der Rückfahrt sollte uns ein noch größeres Naturwunder erwarten, und zwar eines, das unverständlicherweise kaum jemandem außerhalb Mexikos bekannt zu sein scheint und auch in den meisten Reiseführern nur am Rande erwähnt wird. Es handelt sich dabei um….. einen Baum!
Doch welch ein Baum! Im kleinen Dörfchen Tule erhebt sich neben der Dorfkirche ein 2000 Jahre alter Gigant von einer Sumpfzypresse, der nach Umfang (58 Meter!)und Biomasse der größte Baum der Welt sein soll! Lange saßen wir ehrfürchtig unter diesem gewaltigen, uralten Lebewesen. Seine Würde und Größe verursachte mir Gänsehaut. Auch die Kinder waren sprachlos, als sie erfuhren, dass sie vor dem wahrscheinlich größten Lebewesen der Welt standen.
Und so etwas findet sich in Mexiko mal eben am Wegesrande.
Nach fünf Tagen Oaxaca bestiegen wir ein wenig wehmütig den Bus nach Puebla. Diesmal gelangten wir höchst komfortabel auf schnurgeraden Straßen ans Ziel und verstanden endlich, warum das mexikanische Bussystem als eines der luxuriösesten der Welt gilt. Nebenbei gab es noch einen Blick auf den Orizaba, mit über 5600 Metern der höchste Berg Mexikos.
In die Schlagzeilen schaffte es an diesem Tag jedoch ein anderer Berg. Als wir in Puebla ankamen, wunderten wir uns über den merkwürdig grauen Himmel, so untypisch für das sonnige mexikanische Hochland. Das Internet brachte Aufklärung: Der Popocatepetl war mal wieder aktiv und schickte Aschewolken über die wohlhabende und hübsche Großstadt zu seinen Füßen. Als wir zwei Tage später, auf der Fahrt nach Mexiko City, direkt an diesem berühmten, höchst aktiven Vulkan vorbeifuhren, hatte er aber wieder zu rauchen aufgehört.
Puebla hat für eine Millionenstadt erstaunlich viel kolonialen Charme und gehört wie Oaxaca (und gefühlt halb Mexiko) zum UNESCO-Weltkulturerbe. Doch es drängte uns, nach Mexico City zu kommen, sodass wir es diesmal bei einer Stadtrundfahrt im Doppeldeckerbus beließen. Selbst vier Monate reichen nicht aus, um jede sehenswerte Stadt Mexikos kennenzulernen.
Wie sehenswert die Hauptstadt, das vielgeschmähte Mexico City, war, darüber dann mehr im nächsten Beitrag.
11. Februar 2016 at 0:49
Liebe Susi, wie schoen dich zu lesen!!! Bleibt gesund und munter. Liebe Grüße, Max
17. März 2016 at 0:12
Liebe Susi und Sippe-
Deine Reiseberichte inspirieren mich mal wieder meinen nächsten Urlaub zu planen?
Viel Spaß noch, bleibt alle gesund und genießt eure Familienzeit! Bussis aus der Heimat!!
17. März 2016 at 5:43
Liebe Anna,
das freut mich!! Willst du auch mal nach Mexiko? Ich gebe gerne Tipps.
Alles Liebe,
Susi
11. Februar 2017 at 19:21
Toller Bericht, den ich gerade zufällig gefunden habe. Suche nach Berichten über Oaxaca, wo wir hinwollen. Yucatan, Mexiko Stadt, Chiapas waren wir bereits.
Jetzt habe ich alle Berichte gelesen und bin doch etwas neidisch …..