Die zwei schönsten Städte Mexikos
Mexiko ist voller wunderschöner Kolonialstädte.
Und obwohl Stadtbummel mit unseren Kindern bisher nicht gerade zu den entspanntesten Aktivitäten unserer Reise gehört hatten, mussten wir zwei Städte unbedingt noch sehen, bevor wir das Hochland wieder Richtung Küste verließen.
Und tatsächlich sollten sich diese beiden als unsere mexikanischen Lieblingsstädte erweisen, die selbst solche Perlen wie Oaxaca oder Campeche in den Schatten stellten.
Zum einen handelt es sich dabei um San Miguel de Allende, ein ästhetisches Gesamtkunstwerk, das wegen seiner schon fast zu perfekten Schönheit von einigen als „Disneyland-Version“ von Mexiko geschmäht wird. Uns gefiel es aber in dieser gepflegten, kultivierten und wohlhabenden Oase ganz außerordentlich. In den Kopfsteinpflastergassen voll wunderbarer Cafes, origineller Läden und lauschiger Patios scheint die Zeit stehengeblieben zu sein, aber das Kulturprogramm ist einer modernen deutschen Großstadt würdig.
Marc belegte einen Spanischkurs im berühmten „Instituto Allende“, und die Kinder tobten sich in den herrlichen Parks und Botanischen Gärten aus. Außerdem erlebten wir dort mexikanischen Karneval, bei dem man sich nach Herzenslust Eier voller Konfetti über den Kopf hauen darf. Was für ein Spaß!
Noch mehr Eindruck hinterließen bei unseren Töchtern die heißen Quellen außerhalb der Stadt, wo man durch geheimnisvoll beleuchtete Gänge in dampfende Grotten hineinschwimmen konnte.
Die zweite Perle von Stadt liegt nur eine Stunde entfernt und ist wie San Miguel (und gefühlt halb Mexiko) UNESCO-Weltkulturerbe, doch da hören die Gemeinsamkeiten auch schon auf.
Guanajuato ist eine alte Silberstadt, aus deren Minen die spanische Krone einst unermessliche Reichtümer schröpfte.
Von oben wirkt Guanajuato, als hätte ein Riese eine Schlucht zwischen zwei Bergrücken mit bunten Bauklötzen aufgefüllt. Die ungewöhnliche Lage der Stadt hat ein weiteres, weltweit vielleicht einmaliges Kuriosum hervorgebracht: unterirdische Straßen! Dabei handelt es sich nicht um moderne Straßentunnel, sondern um trockene Flussbetten und stillgelegte Minenschächte, die heute sowohl von Autos als auch von Fußgängern ganz selbstverständlich benutzt werden, um in dieser Stadt voller Schluchten und Berge von A nach B zu gelangen.
Sogar mitten durch unser Hotel verlief eine solche unterirdische Gasse!
Weitere Skurrilitäten in dieser ungewöhnlichen Stadt sind die schmalste Gasse Mexikos, wo man sich von gegenüberliegenden Balkonen küssen kann (natürlich mit dazu passender „Romeo und Julia“-Legende) sowie ein berühmt-berüchtigtes Mumienmuseum. Dort kann man die aufgrund der trockenen Witterung nicht verwesten Leichen früherer Stadtbewohner bewundern, die aus den zu eng gewordenen Friedhöfen wieder ausgebuddelt wurden. Nicht gerade die passende Attraktion für Vorschulkinder.
Dann doch lieber die üppig gefüllte Jugendstil-Markthalle mit der ganzen Farben- und Warenpracht Mexikos oder die idyllischen Plätze, auf denen sich nach Herzenslust Tauben jagen lassen.
Und nun, nach all den wunderbaren Städten und großartigen Landschaften des mexikanischen Hochlandes, wird es wieder Zeit fürs Meer, für Palmen, nackte Füße und warme Nächte. Dafür wollen wir den mexikanischen Autovermietern noch eine Chance geben und mit einem Mietwagen über Guadalajara nach Puerto Vallarta fahren.
Busfahren in Mexiko -so unsere Bilanz nach 5 Wochen- ist aber auch mit Kindern erstaunlich unkompliziert und komfortabel, um nicht zu sagen luxuriös. Vor allem der eigene Bildschirm (mit Kinderprogramm) am Sitz sorgt für entspannte Fahrten. Trotzdem wollen wir wieder unabhängiger sein, auch von Taxifahrern, die wir inzwischen als das größte Sicherheitsrisiko in Mexiko ausgemacht haben.
Nicht etwa, weil sie einen mit Waffen bedrohen, nein, sondern weil man sich in Mexiko bis vor kurzem den Führerschein einfach kaufen konnte. Das macht sich -gelinde gesagt- gelegentlich im Fahrstil bemerkbar. Die Wahrscheinlichkeit, im Straßenverkehr zu Schaden zu kommen ist statistisch zigfach höher als durch die so viel stärker thematisierte Kriminalität (die sich weiter hartnäckig vor uns verborgen hält). Also vertrauen wir wieder auf unsere eigenen Fahrkünste und darauf, dass uns die Autoverleiher nicht wieder so ausnehmen wie in Yucatan. Pazifik, wir kommen!