Puerto Vallarta: Reisewarnungen und ihre Folgen
Die mexikanische Pazifikküste hatte es uns ja bereits in Oaxaca sehr angetan.
Deshalb wollten wir weiter nördlich noch einmal für zwei Wochen an dieses wilde, weite, wunderschöne Meer fahren. Auf unserer Route bot sich Puerto Vallarta an, das neben erstklassigen Stränden auch eine pittoreske Altstadt direkt am Meer besitzen sollte.
Nur eine Sache verunsicherte uns etwas: Es gab für diesen Teil Mexikos (wenn auch nicht für Puerto Vallarta selbst) eine Reisewarnung des amerikanischen Außenministeriums, andererseits war aber kaum noch spontan eine Unterkunft zu finden. Was hatte das wohl zu bedeuten?? Mussten zu viele Hotels schließen, weil niemand mehr nach Puerto Vallarta fährt? Würden wir nun doch noch mit den Konsequenzen des viel beschworenen Drogenkriegs in Berührung kommen? Setzten wir unsere Kinder einem unnötigen Risiko aus?
Wir vertrauten auf unser Bauchgefühl und unsere bisherigen guten Erfahrungen in diesem freundlichen Land und brausten mit einem (diesmal problemlos ergatterten) Mietwagen auf perfekten Straßen Richtung Küste.
Was soll ich sagen? Mit jedem Meter, dem wir uns Puerto Vallarta näherten, wuchs unser Erstaunen. Und als wir schließlich ins Zentrum dieser tropischen Großstadt gelangten, wusste ich nicht mehr, ob ich lachen oder weinen sollte über die Absurdität des Ganzen.
Wir waren am mexikanischen Ballermann gelandet! Noch nie habe ich irgendwo derartige Touristenmassen gesehen! Kaum war der Strand noch zu erkennen unter all den krebsroten Bäuchen, die da zu Tausenden aufgereiht lagen. Auch die bis ans Meer reichenden Dschungelberge konnte man nur noch mit Mühe hinter Hunderten monströser Bettenburgen ausmachen, in denen jedes Zimmer belegt zu sein schien. Auf den Straßen ging es nur im Stop-and-Go-Tempo voran.
Reisewarnung? Ah ja.
So scheußlich ich Hochhäuser am Meer und Sardinenbüchsen-Strände auch finde: Es war mal wieder erleichternd (und auch befremdlich) zu sehen, wie unendlich weit die Realität des Mexiko-Touristen und die Wahrnehmung des Landes im Ausland auseinanderklaffen.
Doch wie sollten wir nun zwei Wochen in dieser überbevölkerten amerikanischen Kolonie herumbringen, in der niemand mehr Spanisch zu sprechen schien?
Gottseidank entfaltet Puerto Vallarta seine Reize an der Peripherie sehr schnell. Nach Norden hinaus beginnt gleich hinter dem letzten Starbucks Drive-In eine prächtige Dschungelstraße, auf der man wie durch einen grünen Tunnel zu ruhigen Fischerdörfchen ganz ohne Hochhäuser fährt. Die üppige Vegetation und Blütenpracht der Gegend waren eine Wohltat für unsere Augen nach den Wochen im völlig vertrockneten Hochland.
Auch Richtung Süden lichtet sich der Betondschungel sehr schnell. Dort schieben sich die grünen Urwaldberge ganz nah an den Pazifik heran und schaffen so eine dramatische Steilküste, an der viele Buchten nur noch mit dem Boot erreichbar sind.
Dort stießen wir auch per Zufall auf das vielleicht schönstgelegene Restaurant, das mir je irgendwo begegnet ist. Das „Le Kliff“ ist derartig gewagt auf gewaltigen Felsen hoch über dem Pazifik platziert worden, dass man fast wie aus Flugzeugperspektive aufs Meer schaut.
Mehrere Terrassen sind übereinander auf abenteuerlichste Weise ohne Geländer auf die Klippen gesetzt worden, nachts nur beleuchtet von Fackelschein. Die Kellner dort gehören eigentlich angeseilt! Kinder natürlich auch, doch wir mussten es einfach wagen. Babysitter waren nicht zur Hand und in ein solches Restaurant kamen wir vielleicht nie wieder.
Mit Hilfe schamloser Bestechung und pädagogisch unkorrekter Medienberieselung gelang es uns dann tatsächlich, mit zwei Kleinkindern dort annähernd so etwas wie einen romantischen Abend zu erleben. Ohne Zweifel: „The most beautiful restaurant in Mexico“.
Endgültig mit Puerto Vallarta versöhnt hat uns dann der traumhafte Botanische Garten, weit außerhalb im Dschungel gelegen.
Die ganze Blütenpracht der Tropen entfaltet sich dort und geht nahtlos in die wilde Natur rundum über. Wir fühlten uns an die berühmten „Kirstenbosch Gardens“ in Kapstadt erinnert.
So haben wir den zweiten Abstecher an die Küste dann doch nicht bereut, als wir wieder Richtung Guadalajara brausten, von wo unser Flieger auf die Baja California abheben sollte.
Dieser letzte Abschnitt unserer Mexiko-Reise (bevor es dann nach Hawaii geht) ist für uns der aufregendste und am heißesten ersehnte. Einer der legendären „Road Trips“ unseres Planeten erwartet uns. Das Abenteuer kann beginnen!