Besser schlafen, Kindlein – Wie man unterwegs zur „Nachtruhe“ kommt
Ich bin mir sicher, dass es Eltern gibt, die schon allein der Gedanke an schlaflose Nächte in fremden Hotelzimmern von einer Fernreise oder gar jeder Reise mit Kindern abschreckt. Woher ich das weiß? Ging mir selbst so.
Seit wir Kinder haben, ist die so genannte „Nachtruhe“ (wie in „Ruhe jetzt! VDM!“) bzw. ihr Nicht-Vorhandensein das vielleicht leidigste Thema in unserem Haushalt geworden. Ich kann jeden verstehen, der angesichts der Augenringe im Spiegel jeden Gedanken an eine Fernreise bis mindestens ins Schulalter verschiebt.
Trotzdem möchte ich euch hier Mut machen, es zu wagen. Meine Töchter waren in ihren ersten 3 Lebensjahren beide Schlechtschläfer, und doch haben wir in dieser Zeit wunderbare Reisen miteinander genossen.
Wie ging das?
1. Langstreckenflüge
Sind halb so schlimm, wenn ihr -und das ist ganz entscheidend !- einen Nachtflug wählt. Flugzeuge wirken auf Babys und Kleinkinder wie Autos- nämlich äußerst einschläfernd. Gottseidank! Auch können Kinder normalerweise in engen Flugzeugsitzen besser schlafen als Erwachsene.
Mit Babys ist der alles entscheidende Faktor das Vorhandensein eines Bettchens. Viele Airlines bieten diese für Babys unter 11kg ( z.B. Emirates)oder 14 kg (z.B. Lufthansa) an d.h. nur bis ca. zum 1. Geburtstag, nur wenige (z.B. British Airways auf bestimmten Strecken) auch für Kleinkinder bis 2 Jahre- und das ohne jeden Aufpreis. Am besten telefonisch bei der Airline erkundigen und möglichst frühzeitig buchen. Die Zahl der Bettchen ist überall beschränkt.
Unsere damals 9 Monate alte Tochter schlief darin auf dem Nachtflug nach Singapur über 8 Stunden! (Am liebsten hätten wir so ein Ding mit nach Hause genommen, mit eingebautem Flugzeug-Gebrummel und -Geschunkel, versteht sich.)
2. Ankunft
Am Ziel angekommen, muss erst mal der Jetlag kuriert werden. In den ersten Reisetagen werdet ihr (je nach Zeitverschiebung) wohl am wenigsten schlafen, daher unbedingt so wenig wie möglich vornehmen und die Kinder in aller Ruhe ankommen und ihren Schlafrhythmus wiederfinden lassen. Auch eine schöne Unterkunft ist am Anfang ganz wichtig.
3. Besser schlafen in fremden Betten
Kinder schlafen besser, wenn so viel Vertrautes wie möglich dabei ist. Das eigene Kissen lässt sich immer noch irgendwie in den Koffer quetschen. Kuscheltier ist eh ein Muss. Wir hatten außerdem oft das Nestchen aus dem Babybett dabei, das auch in fremdem Betten Polsterung und Geborgenheit bietet.
Auf Reisen muss man meiner Meinung nach nicht so streng sein wie zu Hause. Unsere Kinder dürfen daheim nur in absoluten Ausnahmefällen zu uns ins Bett, unterwegs aber immer nach Bedarf. Man mutet ihnen ja schon so viel Neues zu, da können sie nachts zusätzliche Geborgenheit gebrauchen. Außerdem verstehen schon 2Jährige, dass unterwegs andere Regeln gelten als zuhause.
Wer mit 2 oder mehr Kindern reist, sollte sich so oft wie möglich den Luxus zweier Schlafzimmer gönnen. In Hotels ist das meist kaum bezahlbar, in Ferienwohnungen schon. Auch private 2-3 Apartments z.B. über Airbnb sind oft erstaunlich günstig. In Südafrika mussten wir trotz beschränkten Budgets nie alle 4 in einem Zimmer schlafen.
4. Oder im Reisebettchen?
Wer mit dem Auto verreist, sollte über die Anschaffung eines eigenen Reisebettchens nachdenken, an das man das Kind dann schon zuhause gewöhnen kann.
Auf Flugreisen ist das kaum praktikabel. Nur vereinzelte Airlines wie z.B. Air Berlin transportieren Reisebettchen umsonst. Allerdings stellt inzwischen so gut wie jede Unterkunft weltweit Babybetten zur Verfügung, oft aber gegen Gebühren, die stark variieren. Erkundigt euch am besten schon vor der Buchung. Bei Booking.com (meinem Lieblings- Buchungsportal) werden alle Infos bezüglich Kindern im Zimmer unter „Richtlinien“ für jede Unterkunft ganz klar aufgelistet.
Meistens handelt es sich bei den gemieteten Reisebettchen um die aufklappbare Plastikvariante, die oft schon bessere Tage gesehen hat und sich nur für Kinder bis max.4 oder 5 Jahre eignet. Da hilft nur heimelig machen (Tipp 3) , im Elternbett schlafen lassen (billigste Variante) oder richtiges Extrabett buchen (teuerste Variante).
Für Babys gibt es noch eine Alternative, die auf unserer 3monatigen Asientour bestens funktioniert hat: Das „Pop-up Travel Bubble“ von Koo-di, ein faltbares Bettchen, das in den Koffer passt, schlappe 2,5kg leicht, ca.60 € und geeignet (laut Hersteller) für Babys bis ca.18 Monate. Das integrierte Moskitonetz ist genial für die Tropen, die mitgelieferte Matratze war uns ein bisschen zu hart, daher haben wir noch eine zusammengefaltete Decke reingelegt bzw. das ganze Bettchen mit in unser Doppelbett gestellt. Eine empfehlenswerte Anschaffung v.a. für Reisen mit wechselnden Unterkünften. Wir haben unser Baby schon daheim daran gewöhnt, und sie liebte es auch als Spielhöhle.
5. Und die Zimmernachbarn?
Ganz ehrlich: Bei dem Punkt kenne ich inzwischen keine Gnade. Ob im Flugzeug, Restaurant oder Hotel: Eure Kinder haben dasselbe Recht, dort zu sein wie jeder andere auch! Und wenn sie um 5.45 Uhr schreiend wach werden, dann ist das halt so. Ich bin schon oft genug vom Schnarchen oder Schwerhörigen-TV der Zimmernachbarn um meinen Schlaf gebracht worden. Außerhalb Deutschlands ist die Wahrscheinlichkeit eher gering, dass sich jemand beschwert. Uns ist es noch nie passiert, im Gegenteil. Wie gesagt: außerhalb Deutschlands, aber selbst dort gilt Kindergeschrei ja inzwischen per Gesetz nicht mehr als Lärmbelästigung.
Viele Hotels werden euch mit kleinen Kindern ohnehin in das abgelegenste Zimmer verfrachten oder neben Leidensgenossen einquartieren.
Also: Macht euch bloß keinen Kopf und werdet nicht selbst prophylaktisch zu den Kinderfeindlichen, die euch oft so nerven.
6. Und überhaupt…
sind Kinder auf Reisen so viel an der frischen Luft und in Bewegung, dass sie abends meistens geplättet ins Bettchen sinken und möglicherweise sogar besser schlafen als zuhause. Ich will euch nicht weismachen, dass alle eure Nächte erholsam sein werden, aber das sind sie ja zuhause auch nicht. Die meisten fernreisenden Eltern können berichten, dass sie unterwegs nicht weniger geschlafen haben als daheim. Also : Traut euch! Es wäre zu schade um das, was ihr verpasst. Und wer weiß: Vielleicht erlebt ihr ja eine angenehme Überraschung. Schon manches Kind hat sich auf Reisen von einer ganz neuen Seite gezeigt…